Was hat die Atempause mit dem Bohr-Effekt zu tun?

Warum ausgerechnet die Atempause eine so wichtige Funktion hat, lässt sich ganz einfach mit dem Bohr-Effekt erklären. Der Physiologe Christian Bohr, Vater des berühmten Physikers Niels Bohr, hat ihn entdeckt. Dabei geht es um die Abgabe von Sauerstoff an das Gewebe. Bohr hat festgestellt, dass die roten Blutkörperchen (Hämoglobin) ihre Bindungsfähigkeit zum Sauerstoff verändern. Nur wenn genügend CO2 vorhanden ist, geben sie Sauerstoff ab. Das erscheint im ersten Moment absurd. Aber ich will versuchen zu erklären, warum das gleichzeitig eine großartige und eine tragische Idee der Evolution ist.

Was ist der Bohr-Effekt?

Stellen Sie sich die roten Blutkörperchen als kleine Laster vor, die Sauerstoff (=Energie) zur Baustelle transportieren. So weit so gut. Aber woher sollen die Laster wissen, an welcher Baustelle die Energie benötigt wird? Es gibt kein Baustellenschild im Blutkreislauf, auf dem steht “Wir brauchen dringend Sauerstoff”. Außerdem ist es auch nicht möglich, in die Zelle hineinzuschauen, um den Bedarf zu ermitteln. Stattdessen hilft sich die Biologie damit, das Abfallprodukt des Stoffwechsels zu messen. CO2 verrät, wo gearbeitet wurde. Ist an einer Stelle genügend davon vorhanden, werden die Zellen mit einer ordentlichen Ladung Sauerstoff versorgt. Ist dagegen zu wenig vorhanden, fährt der Laster weiter. Sauerstoff und CO2 müssen also im richtigen Verhältnis vorhanden sein, damit der Sauerstoff an das Gewebe abgegeben wird. Das Verhältnis liegt bei 100 % Sauerstoffsättigung und 40mmHg CO2.

Der archaische Bohr-Effekt passt nicht mehr in unsere moderne Welt. Diese ist von Stress und wenig Bewegung gekennzeichnet. Durch den Stress atmen wir flacher und schneller. Es wird zu viel CO2 abgeatmet und die CO2-Konzentration im Blut ist niedrig. Auch mangelnde Bewegung senkt den CO2-Gehalt, denn sie ist mit niedrigem Stoffwechsel verbunden. Bei geringem CO2-Gehalt führt der Bohr-Effekt zu folgender tragischen Situation: Sauerstoff ist zwar ausreichend im Blut vorhanden, wird aber nicht an das Gewebe abgegeben. Das lässt sich an dem Lastermodell von oben anschaulich darstellen: Schwer beladene Laster eilen an den Baustellen vorbei und können ihre Ladung nicht abladen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass 6 – 10 % der Bevölkerung unter diesem Syndrom leiden. Die Betroffenen berichten über das Gefühl nicht richtig Luft zu bekommen. Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel und Erschöpfung sind einige der Symptome.

Warum die Atempause?

Jetzt kommt die Atempause zu Wort. Ganz einfach: Wenn Sie die Luft anhalten, steigt der CO2-Anteil im Blut an. Wenn Sie das nicht übertreiben, kann das eine gute Übungen gegen die flache Stressatmung sein. Die Atemübungen das Yoga bestehen hauptsächlich aus Atempausen. Dazwischen wird natürlich geatmet. Einmal mit verengter Stimmritze in Ujjay oder auch durch ein Nasenloch durch Anuloma Viloma. Diese Techniken sind schnell gelernt. Viel mehr Geduld braucht man bei dem Halten der Atempause, das braucht viel Übung. Mal wird die Atempause nach dem Einatmen geübt und dann auch mal nach dem Ausatmen. Yoga bietet mindestens genauso viele Atemübungen wie Körperübungen. Diese werden nur leider viel zu selten unterrichtet.

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