Karma-Yoga ist der Aufruf zum Handeln, der im Zentrum der Bhagavad Gita steht. Durch Karma Yoga offenbart die Gita eine für diese Zeit revolutionäre Weltsicht. Kritisch wendet sie sich gegen alle geistigen Strömungen, die sich politisch enthalten. Insbesondere wendet sie sich gegen eine Haltung des Zögerns, das aus einer falschverstandenen Moral entsteht. Mit scharfer Zunge verurteilt sie alle Kleriker, die sich frömmelnd aus der Welt heraushalten. Dagegen sagt die Gita, dass es im Zweifel besser ist zu handeln als nicht zu handeln. Das ist kein Lobgesang auf einen blinden Aktionismus. Ganz im Gegenteil, dem Handeln muss ein langer Weg der Selbstprüfung vorangehen. Das sind der Karma-Yoga, der Jnana-Yoga, der Dyana-Yoga und dann der Bhakti-Yoga. Allen Wegen sind der Karma-Yoga und der Bhakti-Yoga vorzuziehen. Das bedeutet aber nicht, dass man die anderen Wege nicht gehen soll.
Das Gebot des Handelns kann auch als der Aufruf zur Gewalt verstanden werden. Diese Aussage mag für Pazifisten eine Provokation sein. Daher haben meiner Meinung nach viele Kommentatoren versucht, Arjunas Kampf als in einen inneren Kampf zu deuten. Aber das ist aber aus meiner Sicht zu einfach. Die Gita stellt im Extremfall das Gebot des Handelns vor die Gewaltlosigkeit. Sicher ist der innere Kampf ein Kampf um die Moral. Aber es geht hier nicht um eine Verinnerlichung, sondern um den Aufruf das richtige zu tun.
Dabei muss man auch wissen, dass die Bhagavad Gita Teil des großen Epos Mahabharata ist. Dieses liefert den Kontext, nämlich dass bereits alles versucht wurde, den Interessenskonflikt mit Diplomatie zu lösen. Im Idealfall kann die Auseinandersetzung gewaltfrei gelöst werden. Gandhi ist dafür das größte Vorbild in unserer Geschichte. Auch für ihn war die Gita die wichtigste Inspiration für sein Handeln. Tragischerweise wurde er von einem Inder ermordet, der sich ebenso auf die Gita berief.
In der Gita ringt Arjuna um die richtige Moral. Sein Freund Krishna hilft ihm dabei und breitet ihm mitten auf dem Schlachtfeld die ganze Philosophie aus. Die Lehre des Samkhya scheint ihm nicht mehr passend zu sein, genauso wenig wie Vedanta. Er verfolgt eine neue Idee. Das ist die Idee eines personifizierten Gottes, dem man sich hingibt. Er nennt diesen Weg Bhakti Yoga. Gott ist nicht mehr nur ein abstraktes Prinzip wie im Vedanta. Die Idee Brahmans wandelt sich zu einem übermächtigen Gott, der sich furcherregend den Menschen zeigt. Aber er kümmert sich auch fürsorglich um die Menschen. Das entspricht dem Konzept der Gnade Gottes, das dem christlichen entspricht. Aber Arjuna zweifelt auch an dieser Lehre. Da offenbart sich Krishna plötzlich als Gott Vishnu in seiner gewaltigen Größe.
Einer der für mich wichtigsten Lehrsätze ist, sich von egoistischen Zielen zu befreien und für das Allgemeinwohl zu handeln. Das ist die Botschaft der Gita. In diesem Sinne ist Yoga für uns ein Weg, das eigene Handeln zu hinterfragen und immer wieder neu auszurichten. Aktuell steht für uns im Vordergrund der Klimaschutz. Es gibt nur eine Erde. Sie ist unser gemeinsames Gut, das wir schützen müssen. Daher verpflichten wir uns auf ein nachhaltiges Leben.