Svadhyaya bedeutet Selbsterforschung. Gemeint ist damit einerseits die Reflektion über sich selbst und andererseits das Studium der alten Schriften. Wenn ich selbst nicht weiter komme, suche ich mir Orientierung. Die Weisheit unserer Großeltern und Ahnen, kann mir eine neue Ausrichtung. Natürlich habe ich viel religiöses Wissen, unter anderem durch meine Erziehung in der christlichen Kultur. Doch die Worte verblassen mit der Zeit. Im Psalm 43 heißt es “Richte mich Gott. Richte mich auf!”. Dieses Gebet hilft mir in schweren Zeiten. Die Bibel enthält so viel kostbare Weisheit. Ich habe mir fest vorgenommen, die Bibel noch einmal von vorne bis hinten zu lesen.
In den Upanishaden heißt es, der Mensch sei Gott im Topf. Wenn wir uns zu sehr mit unserem Körper und unserem Geist identifizieren, bleiben wir im Topf gefangen. Zur Selbsterkenntnis komme ich nur dann, wenn ich mich aus meiner Gefangenschaft des Topfes befreie. Der Weg des Yoga führt mich über die Meditation zu einem Zustand der tiefen Versenkung, Samadhi. Dieser Zustand stellt sich bei intensiver Übung ein. Es ist ein Aufblitzen der Erkenntnis, dass ich mich mehr bin als mein Geist und mein Körper. Mein “Ich” löst sich auf und wird Teil des Ganzen. Vielleicht kann man das als Gotteserfahrung bezeichnen.
Anleitung einer Übungsstunde mit Svadhyaya:
Um die Begrenzung körperlich zu erfahren, leite ich Übungen an, die den Bewegungsradius einschränken und öffenen. Zum Beispiel das seitliche Heben des Arms in Vierfüßlerstand und dann mit einem Bein seitlich ausgestreckt. Die Begrenzung des Blicks können die Teilnehmer erfahren, wenn sie in der Taube erst die Stirn auf den Boden legen und sich dann aufrichten. Genauso mit der Übung im Vierfüßlerstand einen Fuß zwischen die Hände setzen und den Blick nach vorne ausrichten, um dann in knieenden Held 1 in einer leichten Rückbeuge den Blick nach oben frei zu öffnen. Noch eine schöne befreiende Übung ist: Im Stand mit ausgestreckten Armen zur Seite drehen. Einmal mit der Hüfte fixiert und dann mit frei beweglicher Hüfte. Für die Teilnehmer ist hier ganz leicht zu erkennen, dass sie den Blick im letzten Fall viel weiter nach hinten ausrichten können.
Am Ende der Stunde übst Du drei Runden Kapalabhati und Ujjay Atmung im Rhytmus 1:4:2, d.h. 4 Sekungen einatmen, 16 Sekunden Atem anhalten und 8 Sekunden ausatmen (oder eine leichtere Variante).