Das Yoga Sutra ist das bekannteste Werk des Yoga. Es ist so bekannt, dass es die Bibel des Yoga genannt wird. Der in ihr beschriebene Yoga wird als Klassischer Yoga bezeichnet. Wahrscheinlich ist das Sutra ca. 200 – 300 n. Chr. entstanden. Zu dieser Zeit hat der Grammatiker Patanjali gelebt, der vermutlich der Autor ist. Moderne Wissenschaftler vertreten diese These, da das Yoga Sutra aus der Bhagavad Gita zitiert. Von Patanjali ist nichts weiter bekannt, nur dass er Grammatiker war. Davon zeugt die sprachliche Sicherheit des Textes. Patanjali systematisierte die Yoga-Strömungen seiner Zeit. In 195 Versen komprimierte er das Wissen über Yoga. Noch heute gibt es viele indische Gelehrte, die das Yoga Sutra rezitieren können.
Erstes Kapitel
Sutra bedeutet Faden im Sinne eines Leitfadens für den Yoga. Kurz und prägnant, daher aber auch schwer ohne einen Kommentar zu verstehen, sind die Verse aufgereiht. Das erste Kapitel beginnt mit der Definition von Yoga: “Yoga ist die Beruhigung des Geistes”, dies kann durch Meditation und Konzentration stattfinden. Krankheit kann dabei ein Hindernis sein. Ein Mensch, der fest im Glauben verankert ist, braucht keine Meditation. Das Ziel des Yoga ist die Erleuchtung (Samadhi).
Zweites und drittes Kapitel
Im zweiten und dritten Kapitel beschreibt Patanjali das Leiden (kleshas) und den achtfachen Pfad. Dieser führt aus dem Leiden heraus. Die acht Pfade sind: die ethischen Regeln (Yamas), die Verhaltensregeln (Niyamas), die Körperübungen (Asanas), die Atemkontrolle (Pranayama), der Rückzug der Sinne (Pratyahara), die Konzentration (Dharana) und die Meditation (Dhyana), die in den Zustand der Erleuchtung führen (Samadhi). Aber bei der Praxis können übernatürliche Fähigkeiten (siddhis) entstehen, vor denen Patanjali warnt.
Viertes Kapitel
Im vierten Kapitel wendet sich Patañjali dem Endziel der Praxis und Philosophie zu, die er bis zu diesem Punkt dargelegt hat. Das Kapitel trägt die Überschrift Kaivalya. Kayvalya kann als “der Zustand des Alleinseins” übersetzt werden. Es bedeutet die Trennung von Bewusstsein (Purusha) und Natur (Prakriti). Die Seele muss nicht mehr das Leid ertragen, das aus der unerwünschten Vermischung entsteht. Patanjali beschreibt das Yoga-System als einen Weg, mit dem die Seele von der Materie befreit und die ewige Wiedergeburt beendet wird. Hier lässt sich ganz klar erkennen, dass das Yoga Sutra eine Schrift der Samkhya Philosophie ist.