Satya

Zweites Yama: Satya (Wahrhaftigkeit)

Satya bedeutet Wahrhaftigkeit. Dies ist mehr als das Gebot nicht zu lügen. Das ist mir nach dem Lesen des Buches Yama und Niyama von Adele Deborah bewusst geworden. Satya fordert mich auf, meine Position zu vertreten. Wie oft verschweige ich meine Meinung, weil ich einem Streit auf dem Weg gehen will? Anerkennung und Zugehörigkeit sind mir wichtiger, als im Einklang mit meiner Position zu sein. Ich bin lieber nett als authentisch, schweige lieber als Farbe zu bekennen. Das führt jedoch gerade bei wichtigen Themen zur inneren Verleugnung, die ich als Dissonanz in meinem Körper spüren kann.

Mein Leben ist ein Experiment mit der Wahrheit.

Mahatma Gandhi

Wenn man sich in einem Konflikt befindet und emotional aufgewühlt ist, dann ist es nicht einfach, die richtigen Worte zu finden. Wie kann ich meine Position vertreten, ohne verletzend zu sein? Ahimsa, die Gewaltfreiheit, steht in den Yamas an erster Stelle. Wenn ich im Zweifel bin, dann ist Gewaltfreiheit wichtiger als Wahrhaftigkeit. Wenn es mir gelingt, eine friedvolle aufrechte Haltung einzunehmen, dann werden auch meine Worte klar und versöhnlich. Diese Haltung können Sie in der folgenden Meditation üben.

Anleitung zur Meditation über Satya:

Setze Dich in den Schneidersitz oder auf einen Stuhl. Finde Stabilität in der Haltung. Vielleicht hilft Dir das Bild, Wurzeln in die Erde zu schlagen, fest verwurzelt mit dem Boden sitzen. Nichts kann Dich so leicht umwerfen. Dann richte Deinen Rumpf auf. Strecke den Rücken und spanne dabei die Muskeln nur so stark an, wie es nötig ist. Schultern und Gesicht bleiben entspannt. Die Brust und der Bauchraum sind offen, sodass Du den Atem leicht fließen lassen kannst. Beobachte den Atem beim Ein- und beim Ausatmen. Suche Dir dafür eine Stelle in Deinem Körper aus, wo Du den Atem besonders gut wahrnehmen kannst. Bleibe dort für einige Atemzüge, bis Deine Gedanken immer ruhiger werden.

Dann stelle Dir eine Situation in der nahen Vergangenheit vor, in der Du Deine Position nicht vertreten hast, in der Du geschwiegen hast, weil es unbequem hätte werden können. Du hast befürchtet, dass es zu Konflikten kommt. Wenn Dir spontan keine Situation einfällt, dann gehe in die entferntere Vergangenheit. Manchmal ist es schwer eine solche Situation zu finden. Lass Dir Zeit. Welche Wahrheiten sind unausgesprochen, wo verdrängst Du einen Konflikt, wo passt Du Dich anderen Menschen an, nur um gemocht zu werden? Begib Dich möglichst konkret in diese Situation. Wer war es, in welcher Umgebung, was hat der andere gesagt und was Du? Werde immer konkreter. Nimm Deinen Körper wahr. Wo fühlst Du Verspannungen oder unangenehme Empfindungen?

Dann löse Dich aus der Situation. Versuche immer mehr Distanz aufzubauen. Nimm Deinen Atem wieder wahr und Deine aufrechte Position im Sitzen. Dann versuche mit einer friedlichen und aufrechten Haltung nochmals in die Situation zu gehen. Vertraue darauf, dass Du freundliche Worte für Deine Position finden wirst. Wie gehst Du jetzt auf die Person zu? Was fühlst Du in Deinem Körper? Gibt es immer noch irgendwo Verspannungen?

Dann verlasse wieder die Situation. Komme zurück in die Wahrnehmung Deines Körpers und des Atems. Bleibe so ein paar Atemzüge sitzen. Beende die Meditation.

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