Asteya

Drittes Yama: Asteya (Nicht Stehlen)

Asteya bedeutet Nicht Stehlen. Dieses Gebot ist tief in uns verankert. Wir lernen von klein auf, den Besitz anderer Menschen zu respektieren. Wie kann es sein, dass wir dagegen nicht gelernt haben, die Ressourcen der Erde zu respektieren? Erst durch die Studie des Club of Rome 1972 wurde uns bewusst, dass das grenzenlose Wachstum der Wirtschaft eine Illusion ist. Heute wissen wir, dass die Ressourcen der Erde endlich sind. Wenn wir durch Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Rohstoffausbeutung immer mehr der Erde entnehmen, als nachwachsen kann, wird die Erde immer ärmer.

Das war die Prognose des Club of Rome. Doch es kam anders als erwartet. Die Energiequellen wie Erdöl und Erdgas sind entgegen der damaligen Befürchtung noch immer nicht erschöpft. Im Gegenteil, es tun sich immer neue Reserven auf. Stattdessen steuern wir in eine andere Krise. Durch die Verbrennung fossiler Energien und den Ausstoß von Methan erwärmt sich das Klima. Wir alle wissen, wie wir die Klimaerwärmung stoppen können. Doch es passiert viel zu wenig. Im letzten Jahr stieg der CO2-Ausstoß nochmals um 1,1 Prozent gegenüber 2022.

Warum das so ist, lässt sich einfach erklären. Viele Menschen wollen die Veränderungen, die zu Reduzierung des CO2-Ausstosses notwendig sind, nicht mittragen. Gründe dafür sind Angst vor Wohlstandsverlust, Angst vor Freiheitsentzug und generell Angst vor Veränderung. Noch sind die Ängste größer als die Angst vor Klimakatastrophen. Aber nicht bei allen. Die Zukunftsangst ist bei jungen Menschen groß. Auf den Demonstrationen von Fridays for Future skandierten die jungen Menschen: “Wir sind hier, wir sind laut. Weil ihr uns die Zukunft klaut”. Die Jugend merkt, dass der Lebensstil ihrer Eltern, Ihnen die Zukunft verbaut.

Viele von uns drücken sich vor der Verantwortung. Da hört man Argumente wie: “Sollen doch erst die Chinesen ihren CO2-Ausstoß reduzieren.” Oder: “In den Kriegen zwischen Ukraine und Russland sowie Israel und Hamas/Hisbollah wird so viel CO2 ausgestoßen, sollen die Kriege erst einmal beendet werden.” Noch ein beliebtes Argument ist, dass die Reichen doch erst einmal auf ihren Luxus verzichten sollen. Oder die Politiker nicht mit ihrem Privatjet fliegen oder Porsche fahren sollen. Sicher, da liegt viel im Argen, aber können wir uns deshalb aus der Verantwortung stehlen?

Stattdessen sollte ich mir lieber die Frage stellen: Was hat das mit mir zu tun? Ich treffe jeden Tag Entscheidungen, die Einfluss auf die CO2-Konzentration in der Athmosphäre haben. Ich kann ganz einfach aufgrund meines Lebensstils berechnen, wie hoch mein CO2-Ausstoß ist. Das Umweltbundesamt stellt einen CO2-Rechner zur Verfügung, mit dem ich ausgerechnet habe, welchen Fußabdruck ich hinterlasse. Meiner ist deutlich zu hoch.

Gleichzeitig weiß ich, wie ich den CO2-Fußabdruck reduzieren könnte, aber das ist alles sehr unbequem oder mit Geldausgaben verbunden. Gerne möchte ich mich entlasten und erst die anderen machen lassen. Aber ich stelle mir die Frage, ob ich weiterhin mit einem guten Gewissen gegenüber der jungen Generation leben kann. Wenn ich also an die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder denke, dann bin ich bereit, auf diese Bequemlichkeiten und das Konsumglück zu verzichten. Dann empfinde ich es eben nicht als Verzicht, sondern als tiefe Verbundenheit und Liebe für die nächste Generation.

Bedenke bei Deinen Handlungen, wie sie sich bis in die siebte Generation in der Zukunft auswirken werden.

Sieben-Generationen-Prinzip der Irokesen

Diese Haltung können Sie in der folgenden Meditation üben.

Anleitung zur Meditation über Asteya:

Setze Dich in den Schneidersitz oder auf einen Stuhl. Nimm Deinen Atem wahr und lass damit Deine Gedanken zur Ruhe kommen. Begleite den Atem mit dem Mantra “Soham”. Wenn Du einatmest, sage leise vor Dich hin “So” und wenn Du ausatmest “Ham”. Soham bedeutet “Ich bin Das”. Mit “Das” ist Gott oder das Absolute gemeint. “Ich bin ein Teil eines größeren Ganzen und vertraue dieser Kraft, die mich und alles andere lenkt. Ich kann und muss nicht alles kontrollieren.” Das gibt Dir Zuversicht für die Zukunft.

Jetzt stelle Dir Deine Kinder und Enkelkinder vor, wie sie in 25 Jahren leben werden. Wenn Du keine Kinder hast, dann kennst Du bestimmt junge Menschen in Deiner Verwandtschaft oder Bekanntenkreis. Wie leben sie? Stelle Dir das immer konkreter vor und lasse Deine Fantasie spielen. Vielleicht kann daraus eine kleine Filmsequenz werden. Bleibe für eine Weile in dieser Zukunftswelt und verbinde Dich mit Deinem Herzen mit diesen Menschen. Wenn Du eine innige Verbindung aufgebaut hast, dann sende Ihnen folgende Wünsche:

Mögen die nächsten Generationen glücklich und zufrieden sein,
frei von innerem und äußerem Leid,
mögen sie gesund und heil sein,
sich leicht und frei fühlen.

Mitgefühlsmeditation aus dem Buddhismus

Dann verlasse wieder die Situation. Komme zurück in die Wahrnehmung Deines Körpers und des Atems. Bleibe so ein paar Atemzüge sitzen. Beende die Meditation.

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