Das erste Yama ist Ahimsa. Ahimsa bedeutet Gewaltlosigkeit. Dieses Gebot steht über allen anderen Regeln. D.h. sobald wir zweifeln, wie wir eine Regel interpretieren sollten, müssen wir uns im Sinne der Gewaltlosigkeit verstehen. In der Tradition des Yoga ist es das Wichtigste, dass wir gegenüber einem anderen Menschen keine Gewalt anwenden, weder in Taten noch Worten. Das ist eine von Grund auf friedliche Haltung, die wir in der Gewaltlosen Revolution von Gandhi verwirklicht sehen.
Die meisten von uns verneinen körperliche Gewalt, aber Gewalt in Worten ist uns nicht fremd. Sie ist viel subtiler und auch sie zielt darauf, den Anderen zu verletzen. Wie oft endet eine unbedachte Wortwahl in einer Verbalschlacht. Gewalt gegenüber anderen hat seiner Wurzeln in negativen Gedanken. Wenn wir respektlos oder überheblich über eine Person denken, sind wir auch geneigt, schlecht über sie zu reden, sie schlecht zu behandeln. Dagegen hilft nur, eine friedliche Grundhaltung immer wieder zu üben. Sie fällt uns leider nicht in den Schoß.
Anleitung zur Meditation über Ahimsa
Setze Dich aufrecht in einen bequemen Sitz. Nimm den Kontakt Deines Körpers zum Boden wahr. Finde Stabilität im Rumpf. Folge dem Atem in Deinen Körper. Wenn Du einatmest, sage leise vor Dich hin “Ein” und wenn Du ausatmest “Aus” oder beobachte den Atem an einer Stelle im Körper, an der Du ihn besonders leicht wahrnehmen kannst. Dann stelle Dir eine Situation in der nahen Vergangenheit vor, in der Du in einen Konflikt geraten bist und vielleicht etwas gedacht oder gesagt hast, was Du später bereut hast. Wenn Dir keine Situation einfällt, dann gehe in die entferntere Vergangenheit. Begib Dich möglichst konkret in diese Situation. Wer war es, in welcher Umgebung, was hat der andere gesagt und was Du? Werde immer konkreter. Nimm Deinen Körper wahr. Wo fühlst Du Verspannungen oder unangenehme Empfindungen?
Dann löse Dich aus der Situation. Versuche immer mehr Distanz aufzubauen. Nimm Deinen Atem wieder wahr und eine stabile Körperposition im Sitzen. Dann versuche mit einer freundlicheren Haltung nochmals in die Situation zu gehen. Sei Dir bewusst, dass die andere Person auch geliebt werden und Wertschätzung erfahren will so wie Du. Wie gehst Du jetzt auf die Person zu. Was fühlst Du in Deinem Körper. Gibt es immer noch irgendwo Verspannungen? Vielleicht gelingt es Dir folgende Sätze aus der buddhistischen Mettameditation (Mitgefühlsmeditation) zu sagen:
“Mögest Du glücklich und zufrieden sein, frei von innerem und äußerem Leid.” Wenn Dir dies gelingt, bist du einen großen Schritt weiter gekommen auf dem ersten Pfad des Yoga, der Gewaltfreiheit.
Dann verlasse wieder die Situation. Komme zurück in die Wahrnehmung Deines Körpers und des Atems. Bleibe in dieser Haltung ein paar Atemzüge sitzen. Beende die Meditation.