Schmerzen Iliosakralgelenk

Schmerzhaftes Iliosakralgelenk bei Yogalehrern

Die Beschwerden fingen nach intensiver Praxis bestimmter Standhaltungen an, dabei dachte ich noch nicht an das Iliosakralgelenk. Ich hatte ein Übungsprogramm für Anfänger zusammengestellt. Darin waren die beliebten Klassiker enthalten: Krieger, Dreieck und Winkel. Nicht genügend aufgewärmt turnte ich die Übungen mehrmals die Woche vor. Bis sich plötzlich Schmerzen in der Hüfte einstellten, die ich nicht genau lokalisieren konnte. Morgens musste ich nach vorne gebeugt aufstehen, bis die Schmerzen allmählich weniger wurden. Das Bücken wurde zur Qual. Der Orthopäde röntgte meine Hüfte, aber alles war in Ordnung. Ich versuchte mich zu schonen und machte immer weniger beim Unterrichten mit. Dadurch wurde es zwar besser, kam aber bei Belastung wieder.

Dann gab mir eine befreundete Physiotherapeutin den Tipp, dass das Iliosakralgelenk die Ursache sein könne. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht, denn die Schmerzen waren eher in der Hüfte. Also machte ich wieder einen Termin beim Orthopäden und äußerte meinen Verdacht. Der Orthopäde verschrieb mir das volle Programm: Physiotherapie, Akupunktur und Tapen. Das passte überhaupt nicht zu meinem Bild vom Yoga. Bis dahin war Yoga für mich besser als jedes Rückentraining. Also suchte ich nach einer Erklärung.

Diese fand ich bei Günter Niessen. Niessen ist Physiotherapeut, Orthopäde und Yogalehrer. Er berichtet von vielen Yogalehrern, die bei ihm in Behandlung sind. Es sind immerhin 50 Prozent seiner Patienten. Die meistens kommen wegen Knie- oder Problemen mit dem Iliosakralgelenk. Auf mögliche Knieprobleme hatte mich meine Ausbilderin schon vor Jahren hingewiesen. Deswegen unterrichtete ich bewusst keinen Lotussitz und bot für viele Übungen, die aufs Knie gehen, einfachere Varianten an. Dass aber auch Probleme mit dem Iliosakralgelenk entstehen können, war mir völlig neu. Endlich hatte ich für meine Hüftprobleme eine Erklärung gefunden.

Meine Hüftschmerzen waren durch intensive Scherbewegungen im Iliosakralgelenk entstanden. Durch das viele Dehnen war die Muskulatur um das Gelenk zu locker geworden. Durch die assymmetrischen Standhaltungen in der Grätsche wirkten starke Scherkräfte auf das Gelenk. Mein Gelenk blockierte, es rutschte millimeterweise aus seiner Position und verkanntete leicht. Die Bänder meldeten Schmerz und die Muskeln verpannten.

Mir wurde klar, dass ich anders üben und unterrichten muss. Nicht mehr die Beweglichkeit steht im Vordergrund sondern die Stabilität. Wenn das Gelenk durch kräftige Muskeln stabilisiert ist, dann kann ich hin- und wieder Krieger, Dreieck und Winkel unterrichten. Ich schreibe dies hier, weil ich es sehr wichtig finde, dass die Risiken von Yoga öffentlich diskutiert werden. Durch das Bild vom Yoga ist, denke ich, ich müsste immer fit und gesund sein. Das ist aber nicht der Fall. Yoga ist kein Allheilmittel und birgt Risiken. Auf diese Risiken muss insbesondere in der Ausbildung und Fortbildung hingewiesen werden.

Scroll to Top